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PRESS

06/07/2022


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Um Silvestrovs Lieder in Moskau zu verhindern war die Polizei zu langsam gewesen und hatte erst im Schubert das vermeintlich aufrührerische Potential dieses Konzerts unterbunden, doch hier in Gohrisch wird nun endlich Lubimovs Gesamtkonzept deutlich. Gemeinsam mit der ukrainischen Sopranistin (und Dirigentin) Viktoriia Vitrenko geht er durch drei Goethe-Mignon-Lieder, durch das aufwühlende und aufgewühlte Gretchen am Spinnrad und schlussendlich durch Schuberts Lied Auflösung, nach Johann Mayrhofer. Viktoriia Vitrenko ist ihm eine faszinierende Partnerin hierbei: In Silvestrovs Stufen singt sie dunkel und drängend diese elf elegischen Abgesänge auf die russische Poesie, doch gerade in den Schubert-Liedern zeigen sich gleichzeitig Vitrenkos dramaturgische Bühnenpräsenz und Lubimovs programmatische Kommentarebene. »Meine Ruh’ ist hin, mein Herz ist schwer«, ruft Vitrenko in die unaufhaltbare Bewegung des Klavier-Spinnrads hinein, bis sie schlussendlich in Mayrhofers Auflösung ankommt. »Geh’ unter Welt, geh’ unter!« sind die letzten gesungenen Worte dieses Programms, Vitrenko markiert sie mit kaltem Blick. Ich denke daran, wie es gewesen wäre, wenn das Moskauer Konzert erst ein paar Minuten später und nach diesen Worten abgebrochen worden wäre.

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Alexander Gurdon

VAn magazin | schostakovich internationale tage




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